Noch vor wenigen Jahren glaubte man, Wasserstoff komme auf der Erde natürlich so gut wie nicht vor. Das leichteste Element des Periodensystems ist äußerst flüchtig und die Schwerkraft der Erde sei zu gering, um H2 dauerhaft zu halten. Den geringen Anteil Wasserstoff in der Erdatmosphäre (0,55 ppm)
■ ■ Weiß/gold – Natürliche Vorkommen im Boden.
■ Grün – durch Elektrolyse mit Strom aus Erneuerbaren hergestellt.
■ ■ ■ Grau/braun/schwarz – hergestellt aus fossilen Energieträgern wie Erdgas, Öl (braun) oder Kohle (schwarz) mittels Dampfreformierung. Dabei entsteht als Abfallprodukt CO2.
■ Blau – hergestellt wie grauer Wasserstoff ebenfalls durch Dampfreformierung, allerdings wird das entstandene CO2 unterirdisch gelagert und nicht freigesetzt (Carbon Capture).
■ Türkis – aus Methan mit Methanpyrolyse hergestellt, klimaneutral.
■ Orange – Entsteht durch die Nutzung von Biomasse oder Abfall zur Stromerzeugung (Biogas-Verbrennung, Müllverwertungsanlagen wie Müllheizkraftwerke).
■ ■ ■ Pink/gelb/rot – Der zur Elektrolyse benötigte Strom stammt aus der Kernenergie. Klimaschädliches CO2 entsteht dabei nicht, wohl aber radioaktiver Abfall.
Legendärer Fund in Mali
Auf das erste größere natürliche Vorkommen war man schon 1987 zufällig gestoßen, ohne es weiter zu beachten. Bei Bourakébougou (Nähe Bamako im afrikanischen Mali) hatte man nach Wasser gebohrt. Bei 108 Metern Bohrtiefe blies aus einem der Bohrlöcher damals eine Art Wind . Ein Arbeiter zündete sich in der Nähe eine Zigarette an, beugte sich möglicherweise sogar über das Loch
Aus Petroma wurde Hydroma
Die Wende kam 2007. In diesem Jahr kaufte Aliou Boubacar Diallo, Geschäftsmann aus Mali, die „Schürfrechte“ in der Region und gründete das Unternehmen Petroma Inc. (später Hydroma Inc.), um nach Öl und Erdgas zu suchen. Er glaubte nicht an Flüche und ließ den „Wind“ untersuchen: Die Experten der Chapman Petroleum Engineering Ltd. stellten fest, dass es sich nicht um Erdgas, sondern um fast reinen Wasserstoff han
Als Pilotprojekt wurde das Dorf Bourakébougou bis 2019 mit Strom versorgt, der von einem mit Wasserstoff betriebenen, nachgerüsteten Ford-Motor mit angeschlossenem Generator
Jährliche Wasserstoff-Gipfel machen Stimmung
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Neuen Schwung bekam das Thema mit dem ersten Weltgipfel zu weißem Wasserstoff 2021 [15]. Der H-NAT Summit findet seither jährlich statt [16]. Zum ersten Mal kamen damals Forscher, Investoren und Unternehmer virtuell zusammen, eine Art Goldgräberstimmung breitet sich seitdem aus. Aus einem Online-Meeting für „Eingeweihte“ wurde inzwischen eine regelmäßige Großveranstaltung in Paris mit 2025 mehr als 1.000 internationalen Teilneh
Auf allen Kontinenten investieren immer mehr Start-ups (und staatliche Unternehmen) in die Erschließung unterirdischer Wasserstoffvorkommen [18]. Venture Capital Fonds und vermögende Privatpersonen setzen auf goldenen Wasserstoff, größere Unternehmen warten aber noch ab. Natürlicher Wasserstoff könnte bis 2030 eine 75-Milliarden-Dollar-Industrie werden, beschleunigt auch durch den Ukraine-Krieg und den weltweiten Aufbau einer grünen Wasserstoff-Industrie und -Infrastruktur. Der Ukraine-Krieg hat verdeutlicht, wie gefährlich es sein kann, allein auf Erdgas-Lieferungen eines autoritären Regimes zu setzen [19].
Weiteren Schub gibt es von der EU. Als Finanzierungsinstrument wurde 2023 die Europäische Wasserstoffbank geschaffen, die 3 Milliarden Euro in den Aufbau einer H2-Infrastruktur für Wasserstoff investieren soll [20]. Die Internationale Energieagentur (IEA) macht sogar Hoffnungen, dass durch die Hilfe von günstigem weißem Wasserstoff das 1,5 Grad-Ziel nach dem Pariser Abkommen erreichbar bleiben könnte [21].
Konkretes Ziel des H-NAT Summit ist es, gemeinsam Wege auszuloten, um aus den bisherigen Zufallsfunden eine systematische Suche nach natürlichen Wasserstoff-Vorkommen zu machen und neue Methoden zu deren Ausbeutung zu entwickeln. Zu verschiedenen Fragen wird weltweit geforscht und Wissen ausgetauscht: Wo kommt natürlicher Wasserstoff vor und warum? Wo kommt er her? Wie und unter welchen Bedingungen entsteht er im Untergrund? Mit welchen Fördermengen ist weltweit zu rechnen? In welcher Form und Reinheit findet man ihn? Mit welchen Kosten ist bei einer Förderung und Extraktion zu rechnen?
Wasserstoff „wächst“ nach
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Olivin-Einschluss im Tuffgestein am Geo-Trail Kapfenstein (Nähe Graz, Österreich). Bei der Zersetzung von Olivinen wird Wasserstoff freigesetzt [28].
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Peridot oder Chrysolith ist die reinste Form des Olivin und wird auch als Schmuckstein verwendet.
Inzwischen wurden zwei Entstehungsvarianten identifiziert: Zum einen können bestimmte Gesteine (eisenhaltige Mineralien wie Peridotiten bzw. Olivine – links) bei Kontakt mit Wasser unter hohem Druck und hohen Temperaturen (100°-320°C [22]) im Untergrund Wasserstoff erzeugen – ein Mineralumwandlungsprozess, der als Serpentinisierung bezeichnet wird [23]. Ultrabasische Gesteine mit Olivin-Anteil sind im Erdmantel extrem häufig und Serpentinisierung gilt als hocheffizient [24].
Zum anderen entsteht Wasserstoff durch Radiolyse. Unter Radiolyse versteht man die „Zersetzung“ von Wasser durch Alpha-, Beta- und Gammastrahlung (=ionisierende Strahlung), die im Untergrund natürlich stattfindet [25]. In Kanada, Finnland, China und Südafrika wurden H2-Konzentrationen gefunden, die eindeutig auf Radiolyse zurückgehen – oft in Tiefen von mehreren Kilometern [26]. Man kennt das Entstehen von „Knallgas“ auch aus Atomkraftwerken, wo dies durchaus zum Problem werden kann [27].
Beides zusammengenommen legt nahe, dass Wasserstoff nicht wie Erdöl oder Kohle begrenzt vorkommt, sondern laufend „nachwächst“. In den 13 Jahren, seit in Mali mit der Erschließung von Wasserstoff begonnen wurde, haben sich die Ströme dort nicht verringert. Im Gegenteil hat der Gasdruck an der ursprünglichen Stelle sogar zugenommen [29]. Es dauert Millionen von Jahren, bis aus vergrabenen und komprimierten organischen Ablagerungen Öl oder Erdgas werden. Im Gegensatz dazu entsteht natürlicher Wasserstoff immer wieder neu, wenn unterirdisches Wasser mit Eisenmineralien bei hohen Temperaturen und hohem Druck reagiert (-> Serpentinisierung). Auch die Radiolyse ist ein ständiger Prozess, der so schnell nicht aufhört: die Halbwertszeiten von 40Kalium, 238Uran und 232Thorium liegen zwischen 1,25 und 14,05 Milliarden Jahren [30]. Somit kann Wasserstoff wenigstens zum Teil als erneuerbare Energiequelle gelten, auch wenn der für 2050 geschätzte Weltverbrauch wahrscheinlich weit über dem liegen dürfte, was die Geologie auf natürliche Weise pro Jahr erzeugt [31]. Forscher denken aber bereits darüber nach, wie man den natürlichen Prozess „induzieren“ oder verstärken könnte. Beispielsweise könnte man trockene Olivinvorkommen in entsprechenden Tiefen „bewässern“, um die Serpentinisierung in Gang zu setzen bzw. zu halten. Dieser durch Geo-Engineering generierte Wasserstoff wäre dann streng genommen nicht mehr golden oder weiß zu nennen, man müsste eine neue Farbkategorie erfinden [32].
Last not least könnte sich H2 aber auch noch aus der Anfangsphase der Planetenenstehung im Erdkern oder -mantel befinden und langsam zur Erdkruste hochsickern [33]. In tieferen Schichten des Erdmantels (ab etwa 100 Kilometer Tiefe) vermutet man Wasserstoff neben Wasser und Kohlendioxid sogar stabil in wassergelöster Form [34]. Wieviel es davon im Erdmantel noch gibt, ist gänzlich ungewiss. Es könnte sehr, sehr viel sein [35]. Man geht davon aus, dass das Gas relativ kurze Zeit nach dem „Urknall“ in großen Mengen entstand. 75 Prozent des sichtbaren Universums bestehen aus Wasserstoff.
Aber auch weitere chemisch-physikalische Prozesse sind in der Diskussion, die für den natürlich vorkommenden Wasserstoff verantwortlich sein könnten – hier wird noch geforscht [36].
Wasserstoff sickert nach oben
Der natürliche Wasserstoff sickert jedenfalls durch die Erdkruste langsam nach oben und sammelt sich manchmal in unterirdischen „Hohlräumen“ [37]. Dazu nötig sind natürlich umgebende bzw. nach oben hin abschliessende „Dichtungsgesteine“. Also undurchlässige Schichten, die verhindern, dass das Gas aus den porösen Schichten entweicht. Da das leichteste Element des Periodensystems sogar Stahl durchdringt (Diffusion), fragt man sich, was in der Erdkruste wohl so dicht sein kann. Fachleute sprechen vom „Einschluss durch Kapillarkräfte in Gesteinen mit geringer Permeabilität“ (Evaporite und Karbonate).
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Wasserstoff-Flüsse in der Erdkruste. H2-Reservoirs sind dynamische Systeme, in denen permanent Abgänge (Verluste) und Zuflüsse stattfinden.
Das Gas bleibt sozusagen in den winzigen Ritzen und Poren des Gesteins kleben und kann nur durch hohen Druck herausgepresst werden [38]. Aber kein Kleber hält ewig und so sickert der Wasserstoff eben sehr langsam zur Erdoberfläche durch und wird dabei teilweise von anderen geologischen oder biologischen Prozessen gebunden bzw. verbraucht [39], sofern er sich nicht in den genannten Reservoiren fängt.
Europa
Albanien: Bulqizë-Mine – ca. 200 t/Jahr mit 84 % Rein
Deutschland: Schon 1904 unter Staßfurt in Sachsen-Anhalt. Hier trat H2 mit 83,6%-iger Reinheit im Gasgemisch auf, das in einem Salzwerk Leopoldshall entstand [41]. Wasserstoff-Spuren (1.000 ppm) fanden Forschende 2024 in Nordbayern. Größere Vorkommen werden in Alpen, Erzgebirge, Mittelgebirgen vermutet. Potenzial könnte sich auch im Rheingraben und in geologisch aktiven Zonen Süddeutschlands ergeben [42].
Frankreich: (Lothringen, Pyrenäen, Aquitaine) Teils hohe Konzentrationen. In Lothringen geschätzt 46 Mio. t bis zu 200 Mio. t. Mehrere Firmen betreiben Evaluationen [43]. H2 findet sich in gelöster Form im Grundwasser.
Großbritannien: Evaluierung, Forschung [44].
Island: Evaluierungen [45].
Polen: Vorkommen in mehreren hundert Bohrungen beobachtet, aber nur 5%. Man hofft auf Erdgas mit Beimengungen von 10-20% Wasserstoff [46].
Spanien: Ebro-Becken – potenziell >1 Mio. t. [47]
● Osteuropa: Evaluierungen [48] .
Afrika
Mali: In Bourakébougou bis zu 98 % H2-Konzentration, ca. 50 t/Jahr Förderung. Insgesamt vermutlich 60 Mio t [49].
Südafrika: Evaluierung im Rahmen es HyAfrica-Projekts. Neben Südafrika auch in Mosambik, Togo und Marokko [50].
Nordamerika
USA: In Kansas, Nebraska [51], Minnesota mehrere geologische Strukturen mit H2-Anreicherung [52]. Die Ost- und Westküste sind interessant, zusammen mit dem mittelkontinentalen Graben, der von Minnesota durch Iowa bis nach Kansas verläuft [53].
Kanada: Bohrungen im Lawson-Gebiet (Provinz Saskatchewan) begannen am 7. November 2025 [54].
Südamerika
Uruguay: Evaluation. H2 gilt als „Class I Mineral“ im Bergbaugesetz (Decree Law 15.242 von 1982) [55] .
Asien
Philippinen: Entsprechende geologische Formationen sind weit verbreitet [56].
Oman: Serpentinisierungszonen mit kontinuierlicher H2-Bildung vorhanden [57].
Russland: Evaluierungen im Ural und Sibirien, bisher eher blauer Wasserstoff [58].
Australien
Australien: Serpentinisierungszonen mit kontinuierlicher H2-Bildung vorhanden. Funde auf der Yorke-Halbinsel [59].
Neukaledonien: Evaluierungen [60].
Kein Energiemangel für 200 Jahre!
Nach vorsichtigen Schätzungen warten in der Erde laut der U.S. Geological Survey (USGS) Wasserstoffmengen, die den prognostizierten globalen Energiebedarf für die nächsten 200 Jahre vollständig decken könnten. In diese Kalkulation wurde bereits einbezogen, dass vermutlich nur 1,8% der Vorkommen förderbar sind [61]. Diese Menge Wasserstoff enthält mehr Energie als alle bisher nachgewiesenen Erdgasreserven der Erde [62]. Es könnte aber auch noch viel mehr sein.
Die Qualität der Funde kann natürlich sehr unterschiedlich sein. Nicht immer hat man es wie in Mali mit 98%-iger Reinheit zu tun und nicht immer tritt das Gas einfach als „Strom“ aus. Der größte Teil dieses Wasserstoffs könnte unzugänglich sein: zu tief vergraben, zu weit vor der Küste, gelöst in Wasser oder gemischt mit Methan oder in zu minimalen Ansammlungen, um jemals wirtschaftlich gewonnen zu werden.
Im Augenblick aber werden fast monatlich neue Vorkommen entdeckt. Im September 2023 stießen Forschende in Lothringen auf ein unterirdisches Vorkommen, Berechnungen zufolge das größte der Welt: Geschätzte 46 Millionen Tonnen weißer Wasserstoff sollen bis 3.000 Meter tief lagern [63], vielleicht sind es auch 200 Millionen Tonnen [64]. Je tiefer die Sonde vordrang, umso höher war die Wasserstoffkonzentration im Methan [65]. Das wäre genug, um den aktuellen weltweiten Bedarf allein für Jahre zu decken [66].
im Inneren einer Chromit-Mine im albanischen Bulqizë, etwa 50 Kilometer von Tirana (Albanien) entfernt, wurde ein riesiges Wasserstoff-Vorkommen entdeckt. Jährlich werden mindestens 200 Tonnen H2 aus den Stollen der Mine ausgestoßen, was eine der größten bisher aufgezeichneten H2-Flussraten darstellt, meldeten Forscher [67]. Die Qualität ist mit 84% reinem Wasserstoff ausgezeichnet. Dieses Feld allein würde den derzeitigen Weltverbrauch immerhin schon für zwei Jahre decken.
In Kanada wurde im November 2025 mit Bohrungen begonnen. In den USA werden reiche Vorkommen zwischen Kansas und Minnesota vermutet. In Spanien will ein Explorationsunternehmen bereits in diesem Jahr mit der Bebohrung eines Wasserstoffvorkommens im Nordosten des Landes beginnen. Das Unternehmen vermutet dort ein Vorkommen von mehr als einer Million Tonnen. Auch in Australien erwartet man, in der Patchawarra-Formation im Cooper Basin reichlich Wasserstoff. Die Liste könnte fast unendlich fortgesetzt werden.
Aber wie kommen wir ran?
Anders als etwa Kohle ist Wasserstoff schwer zu finden, beispielsweise nicht durch seismische Messungen. Tritt er an die Oberfläche, „verdünnisiert“ er sich schnell und ist nicht mehr messbar. Auf seinem Weg nach oben können Organismen und Mineralien das Gas schon „verdauen“ bzw. aufnehmen – vgl. biologische und nicht-biologische Verluste in Abb. 5 (siehe auch ➥ Energie einfach aus der Luft – endlich). H2 findet sich an anderen Orten als Erdgas und Erdöl, neue Suchen sind notwendig. Neue Untergrundbildgebungstechnologien und neue Datenverarbeitungstechniken müssen entwickelt werden, um potenzielle Wasserstoffansammlungen effizienter als bisher zu finden [68].
Ein junges Unternehmen, das sich auf das Auffinden von Wasserstoff spezialisiert hat, ist beispielsweise H2Au. Der Schlüssel liegt darin, für Wasserstoff-Vorkommen geologisch typische Gebiete zu identifizieren. Der Fachmann spricht von ultramafischen Intrusionen (im wesentlichen unterirdische Olivin-Vorkommen) mit der richtigen thermischen Geschichte und geeigneten geologischen Kanälen, um den Zugang zu Wasser zu ermöglichen und ein effizientes geologisches System für die Wasserstofferzeugung und -migration zu schaffen. Nach einem Screening-Modell wird die Geologie im fraglichen Gebiet dann auf diese Indikatoren hin untersucht und bewertet, z.B. in Südafrika [69]. Anschließend könnte gebohrt werden.
Ein einfacher „Jedermanns-Indikator“ sind möglicherweise die sogenannten Feenkreise – wie z.B. im North Perth Basin in Westaustralien. Solche halbkreisförmige bis kreisförmige Naturerscheinungen wurden auf der ganzen Welt dokumentiert, von Brasilien über Russland, Afrika und Australien bis hin zum US-Bundesstaat North Carolina [70]. Sie lassen sich von Satelliten leicht ausmachen.
Ist ein Wasserstoff-Reservoir ausgemacht, könnte das Gas über einen „Brunnen“, also eine Bohrung, gefördert werden wie Erdgas. Sind nur verteilte Mengen im zerklüfteten Untergrund, könnte mit Fracking gearbeitet werden [71]. Allerdings findet man das goldene Gas nicht immer „in Griffweite“ wie in Mali, oft liegen die Vorkommen mehrere Kilometer unter der Oberfläche. An Hunderten anderen Orten sickert Wasserstoff bisher seit Jahrzehnten unbemerkt aus dem Boden [72]. Hier müssten neue Verfahren entwickelt werden, um das Gas kurz vor dem Austritt aufzufangen.
Und nicht immer liegt H2 in optimaler Reinheit vor, ein solches Beispiel sind die Funde in Lothringen. Meist ist es mit Stickstoff, Methan oder Helium vermischt, mitunter auch mit Wasser. Erst ab einem Gehalt von 10% Wasserstoff lohnt sich eine Förderung dieses Gasgemischs. Mit technischen Verfahren wie der Membrantrennung [73] werden „schwerere“ Gase aus dem Gemisch entfernt – übrig bleibt nur der Wasserstoff. Etwas aufwendiger ist die Druckwechseladsorption [74]. Wie der Wasserstoff in der Tiefe dem Grundwasser entnommen werden kann wie in Lothringen, wird gerade erst erforscht, bis zur Förderung kann es 2030 werden [75].
Kosten und Gefahren
Selbst wenn Tiefenbohrungen erforderlich sind oder Gasabscheidungen, so rechnet man für goldenen Wasserstoff mit nur einem Bruchteil der Kosten wie für die bisher üblichen Herstellungsarten. Grüner Wasserstoff kostet derzeit etwa rund 5-6 Euro pro Kilogramm, ein Kilo weißer Wasserstoff weniger als einen Euro [76].
Grundsätzlich profitiert geologischer Wasserstoff vom geplanten Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Es fehlen derzeit aber noch weitgehend geeignete Pipelines und Verteilungssysteme für den Transport. Bis bestehende Gaspipelines dafür umgerüstet sind, könnte es noch einige Jahre dauern [77]. Verflüssigung ist teuer. Massive Investitionen in eine völlig neue Infrastruktur sind erforderlich.
Vorurteile und Ablehnung
Oft trifft man auf Vorurteile gegenüber dem leichten, entzündlichen und explosiven Gas. Die Explosion des Zeppelins „Hindenburg“ bei Lakehurst 1937 hat die Menschheit traumatisiert. Zwar bildet das Gas mit Luft explosionsfähige Gemische („Knallgas“), es hat aber auch Vorteile: So steigt es bei Unfällen rasch nach oben und bildet keine Brandteppiche wie Benzin oder Kerosin. Es ist nicht krebserregend, ungiftig, farb- und geruchlos.
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Links: Zeppelin-Katastrophe der „Hindenburg“ (LZ 129) in Lakehurst 1937. Rechts: Kernfusion aus Kraftwerken wird frühestens ab 2040 verfügbar werden. Blick auf den Stellarator in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) 2025.
Ablehnung erfährt die Energiewende auch durch rechte und ultrarechte Kreise, deren Einfluss weit in die CDU/CSU hineinreicht. Allein schon die Farbe grün („grüner Wasserstoff“) scheint in der verrückten politischen Landschaft Allergien auszulösen, was sich in gesunkenen Wasserstoff-Produktionszahlen in Deutschland niederschägt [78]. Unter der Ampelregierung geförderte Projekte werden aufgegeben, wie z.B. die Produktion von „grünem Stahl“ in Bremen und Eisenhüttenstadt [79], stattdessen ist der Bau fossiler Gaskraftwerke vorgesehen [80].
Referent Timo Thun am Greifswalder Stellarator (Kernfusions-Forschungsreaktor) erläuerte im Januar 2025, Wasserstoff könne nur schwer dauerhaft gelagert oder transportiert werden, da es selbst Stahl diffundiere. Aus dieser Problematik wurde die Notwendigkeit für grundlastfähige Kernfusion untermauert (➥ Ist Kernfusion die Lösung? Teil I: Brennstoffe und Strahlung) [81].
Die Materialforschung ist hier aber weiter: es gibt hochlegierte Stähle mit geringerer Durchlässigkeit, Innenbeschichtungen mit Nickel und Kupfer reduzieren die Diffusion. Auch Mehrschichtsysteme mit einer Kombination aus Metall und Polymeren verringern Verluste. Ferner gibt es Metallhydride, um Wasserstoff chemisch zu binden und erst bei Bedarf freizusetzen oder die freilich teure Speicherung bei -253 Grad in flüssiger Form. Mit moderner Technik (Drucktanks, Legierungen, Sensoren) ist der Umgang heute gut lösbar.
Im übrigen muss gerade in Fusionsreaktoren künftig eine risikoarme Lagerung von Wasserstoff-Isotopen sicher beherrscht werden, denn das benötigte Tritium (3H bzw. T) ist radioaktiv, unglaublich teuer und insbesondere bei Inhalation sehr gefährlich. Der gesamte, von Neutronenstrahlung „betrommelte“ Brutmantel muss daher wasserstoffdicht gemacht werden. Kernfusion muss man auch nicht gegen Wasserstoff ausspielen, denn erstere ist streng genommen auch eine Variante der Wasserstoffwirtschaft. Statt H2 mit O chemisch zu verbinden, werden bei der Kernfusion künftig die Wasserstoff-Isotope Deuterium (2H bzw. D) und Tritium kernphysikalisch verschmolzen, um Energie zu gewinnen, so der Plan.
Ist Wasserstoff gefährlich fürs Klima?
Wasserstoff gilt als klimaneutral – aber es gibt keine technische Lösung, die nicht auch ihre Nachteile mit sich bringt. Wenn das Gas durch Lecks in die Atmosphäre entweicht, könnte es dort den Abbau des Klimakillers Methan behindern. Wasserstoff würde damit indirekt zum Klimawandel beitragen [82]. Wenn man freilich dafür sorgen könnte, dass insgesamt weniger H2 unkontrolliert aus dem Boden entweicht und stattdessen für industrielle Zwecke genutzt würde, wäre der Vorteil fürs Klima am Ende größer als der Schaden durch einige technische Leckagen.
Wir haben doch keine Zeit!
Wir dürfen diese Chance auf dem Weg zur Klimaneutralität nicht verpassen, die der Planet uns bietet. Es kommt nun darauf an, die vorhandenen Reservoirs – angesichts der Klimakrise – so schnell wie möglich zu erschließen. In einigen Ländern steht diesem schnellen Handlungsbedarf aber ein Wasserkopf an „Regulierungen“ entgegen. H2 fällt in einigen Ländern noch nicht einmal unter die Bergbaugesetze, so dass sich keine Genehmigung zur Suche und Förderung des Gases beantragen lässt. In Deutschland gibt es noch keine klare gesetzliche Regelung zur Förderung natürlichen Wasserstoffs. Bürokratische Hürden verzögern die Evaluation [83]. Nicht mal in Staßfurt wird der austretende Wasserstoff genutzt, obwohl der Chemiker Erdmann schon 1910 beschrieb, dass „viele tausend Kubikmeter […] ausgeströmt und verbrannt sind“. Auch in Thüringen (Kyffhäuser), Sachsen (Erzgebirge) und Niedersachsen (Salzgitter) sind Wasserstoff-Vorkommen bekannt, es finden aber keine systematischen Untersuchungen statt. Frankreich, Marokko oder Oman sind hier weiter als Deutschland [84]. Das muss sich ändern.
Frankreich hat natürlichen Wasserstoff zu einer der Prioritäten des Investitionsplans „France 2030“ gemacht. Präsident Macron kündigte 2024 persönlich „massive Mittel zur Erforschung des Potenzials von weißem Wasserstoff“ an – wo bleibt Deutschland? Hier werden wenig Anstalten gemacht, die Chancen zu ergreifen, stattdessen resümiert die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe lapidar: „Bisher wurde noch kein abbauwürdiges Vorkommen entdeckt“ [85]. Wer nicht richtig sucht, wird auch nichts finden.
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Zunahme der CO2-Produktion weltweit seit 1960: Übers Bremsen diskutieren, während man mit dem Fuss auf dem Gaspedal steht.
Wie oft hinkt das öffentliche Bewusstsein in Deutschland auch bei diesem Thema hinterher und Politiker nehmen wirtschaftliche Chancen nicht ernst. Vielleicht fehlt das Vorstellungsvermögen. Nach einer Welle von Sensationsberichten ist das Thema weitgehend aus der Diskussion verschwunden. Doch immer dann, wenn es um die Energiewende geht, wenn es um Erneuerbare geht, wenn es um Gaskraftwerke geht, muss auch geologischer Wasserstoff in den Fokus kommen. Die weltweit reichlich vorhandenen, gut verteilten natürlichen Reserven machen die Diskussion um Abhängigkeit von Energielieferanten und eine „Dunkelflaute“ obsolet und die Dringlichkeit von Kernfusion überflüssig. Statt Milliarden in eine ungewisse Energie der Zukunft zu investieren, wäre dieses Geld für die sofortige Suche nach und Exploration von „goldenem Wasserstoff“ weit besser angelegt – auch in Deutschland.
(BL) Update: Natürlicher Wasserstoff in Europa – 60 Millionen Tonnen, via Youtube von Breaking Lab.
(GE) Geoffrey S. Ellis: Model predictions of global geologic hydrogen resources, ScienceAdvances, 13 Dec 2024 Vol 10, Issue 50.
(KP) Kietäväinen & Purkamo: The origin and significance of abiotic hydrogen in crystalline bedrock (Geoscience Frontiers, Vol. 6, Issue 4, 2015).
(LI) Lin et al.: Long-term sustainability of a hydrogen-producing subsurface biosphere (Nature, Vol. 436, 2005).
(QL) Quanyou Liu et al.: Natural hydrogen in the volcanic-bearing sedimentary basin: Origin, conversion, and production rates, ScienceAdvances, 24 Jan 2025 Vol 11, Issue 4.
(SL) Sherwood Lollar et al.,: Radiolytic hydrogen production in the deep continental crust (Science, Vol. 346, Issue 6209, 2014).
[1] Zum Vergleich: Die Atmosphäre enthält derzeit 420 ppm CO2 – wikipedia.org: Wasserstoff. ▲
[2] Tatsächlich gingen Geologen davon aus, dass sich in der Atmosphäre ein Gleichgewicht zwischen Verbrauch und Neuproduktion von H2 durch Bakterien und photonische Spaltung des Wassers einstelle – wikipedia.org: Wasserstoff, Irdische Vorkommen. Dass Wasserstoff auch durch geologische Prozesse in erheblichen Mengen freigesetzt wird, hielt man nicht für wahrscheinlich (➥ Energie einfach aus der Luft – endlich!) Einzelne bekannte Vorkommen, wie von Ernst Erdmann bereits 1910 im Kalibergwerk Leopoldshall bei Staßfurt in Sachsen-Anhalt dokumentiert, hielt man für eine seltene Laune der Natur. Vergleichbar etwa großen Goldnuggets (➥ Goldrausch in Skipper’s Canyon) oder Geysiren (➥ Der höchste Geysir der Welt) – fau.de: Natürlicher Wasserstoff – der verborgene Schatz im Untergrund. Vgl. auch N. J. P. Smith, It’s time for explorationists to take hydrogen more seriously. First Break 20, 246–253 (2002) und E. C. Gaucher, New perspectives in the industrial exploration for native hydrogen. Elements 16, 8–9 (2020), S. Gregory, M. Barnett, L. Field, A. Milodowski, Subsurface microbial hydrogen cycling: Natural occurrence and implications for industry. Microorganisms 7, 53 (2019). ▲
[3] enbw.com: Grün, blau, türkis… das bedeuten die Wasserstoff-Farben. ▲
[4] edition.cnn.com: They went hunting for fossil fuels. What they found could help save the world. ▲
[5] agentur-zukunft.eu: Stein der Weisen? Weißer Wasserstoff auf dem Vormarsch, hydroma.ca: Our History. ▲
[6] Ein weiteres Beispiel bietet Australien. Dort fand man auf der Yorke-Halbinsel bereits in den 1920er Jahren mehrere Bohrlöcher mit sehr hohen Wasserstoffkonzentrationen. Gesucht wurde aber nach Erdöl und Erdgas, alles andere erschien uninteressant – die Bohrlöcher wurden wieder aufgegeben, Wasserstoffgas galt als wertlos – edition.cnn.com: They went hunting for fossil fuels. What they found could help save the world. ▲
[7] Zitiert nach independent.co.uk: The hunt for „holy grail“ of clean energy buried beneath the ground. ▲
[8] Der Wasserstoff in Bourakébougou hat einen Reinheitsgrad von 98%, was bis dahin für unmöglich gehalten wurde. Das Gas enthält nur 1% Stickstoff und 1 % Methan – taz.de: Wasserstoffvorkommen – Geologen entdecken immer mehr natürlichen Wasserstoff, derstandard.de: Weißer Wasserstoff – Was ein explodierender Brunnen für die Zukunft der Energie bedeutet, hydrogen-central.com: First of its Kind Discovery in Mali: Vast Reservoirs of Clean Hydrogen Gas. ▲
[9] sciencedirect.com: Discovery of a large accumulation of natural hydrogen in Bourakebougou (Mali). ▲
[10] hydroma.ca: Our History. Details zum wasserstoff-betriebenen Verbrennungsmotor, der einen Generator antrieb: agentur-zukunft.eu: Stein der Weisen? Weißer Wasserstoff auf dem Vormarsch. Dass es sich um einen umgerüsteten Ford-Motor handelte: independent.co.uk: The hunt for ‘holy grail’ of clean energy buried beneath the ground. ▲
[11] usinenouvelle.com: Comment Hydroma a lancé la vague de l’hydrogène blanc depuis un village malien. ▲
[12] hydroma.ca: Our History, independent.co.uk: The hunt for ‘holy grail’ of clean energy buried beneath the ground. Beispiele sind: HyTerra, Gold Hydrogen, Natural Hydrogen Energy, Koloma, TBH2 Aquitaine, 45-8 Energy, CVA oder die Engie-Tochter Storengy. ▲
[13] 50 Prozent der Bevölkerung leben in Mali bisher ohne Strom – independent.co.uk: The hunt for ‘holy grail’ of clean energy buried beneath the ground. ▲
[14] Zitiert nach usinenouvelle.com: Comment Hydroma a lancé la vague de l’hydrogène blanc depuis un village malien. ▲
[15] Die jährliche Tagung heißt H-NAT Summit. H-NAT steht für „Hydrogen-Natural“, also natürlich vorkommendem Wasserstoff. ▲
[16] 2025 fand der Gipfel am 13./14. November in Paris statt. ▲
[17] gerg.eu: H-NAT 2021 – The new marketplace that the industry’s movers deserve, hnatworldsummit.com: H-NAT. ▲
[18] independent.co.uk: The hunt for ‘holy grail’ of clean energy buried beneath the ground. ▲
[19] Pierre Levin, Chief Technology Officer bei Beam Earth: „Wenn erneuerbarer weißer Wasserstoff bis 2030 nur einen Marktanteil von 20 % am Markt für dekarbonisierten Wasserstoff hätte, wäre dies bereits eine Branche von 75 Milliarden Dollar“ – zitiert nach impact-investor.com: Hydrogen: the next $1trn investment opportunity?. ▲
[20] Die Europäische Wasserstoffbank (EHB) ist ein Finanzierungsinstrument der EU zur Förderung der Produktion von erneuerbarem Wasserstoff und zur Unterstützung der Dekarbonisierung in Europa. ▲
[21] iea.blob.cor.windows.net: Net Zero Roadmap – A Global Pathway to Keep the 1.5 °C Goal in Reach. ▲
[22] hnatworldsummit.com: Screening for Natural Hydrogen: Where to Start ?. Sowie (GE): Serpentinisierung benötigt anscheinend niedrigere Temperaturen, als bis dahin angenommen. ▲
[23] Interessant sind als „ultrabasisch“ bezeichnete magmatische Gesteine mit einem sehr niedrigen Gehalt an Siliziumdioxid (SiO2), nämlich unter 45 Gewichtsprozent. Diese Gesteine bestehen fast ausschließlich aus dunklen, eisen- und magnesiumreichen Mineralen wie Olivin und Pyroxen. Olivine sind die häufigsten Silikate und gesteinsbildenden Minerale. Sie bilden den Hauptbestandteil des oberen Erdmantels (bis zu 60%) – geologyscience.com: Olivine. Klares grünes Olivin ähnelt witzigerweise dem a href=“https://de.wikipedia.org/wiki/Kryptonit“ target=“_blank“>Kryptonit aus dem Marvel-Universum. ▲
[24] hnatworldsummit.com: Screening for Natural Hydrogen: Where to Start ? ▲
[25] Als „natürliche“ radioaktive Quellen gelten im wesentlichen Uran, Thorium oder Kalium-40. ▲
[26] (SL), (LI), (KP), (QL). ▲
[27] In einem der ersten deutschen Versuchsreaktoren kam es aufgrund von Radiolyse zur Bildung von Wasserstoff aus schwerem Wasser (D2O bzw. DHO) und zu einer Knallgasexplosion. Am 23. Juni 1942 trat Luft in den Reaktor des Leipziger Uranmaschinen‑Versuchs (L‑IV) ein, es kam zu einer Explosion (Stichflamme) und einem Brand, der erst nach zwei Tagen gelöscht werden konnte – mz.de: Geschichte: Vor 70 Jahren gab es den ersten Störfall, dagegen wikipedia.org: Erster atomarer Zwischenfall der Geschichte. – Am 14. Dezember 2001 kam es im Kernkraftwerk Brunsbüttel zu einer solchen Radiolysegasreaktion, wodurch ein etwa 2,7 m langes Stück der Deckelsprühleitung zerstört wurde. Wasserstoff kann im Reaktorkern, im Sumpf des Sicherheitsbehälters oder im Brennelementlagerbecken entstehen – wikipedia.org: Radiolyse. Statt das Gas einer sinnvollen Anwendung zuzuführen, wurde es auch hier nur als Störfaktor gesehen. ▲
[28] Reaktionsgleichung der Serpentinisierung von Olivin unter Bildung von Magnetit und Wasserstoff:
6 Mg1,5Fe0,5[SiO4] + 7 H2O → 3 Mg3[(OH)4|Si2O5] + Fe3O4 + H2
– vgl. wikipedia.org: Serpentinisierung. ▲
[29] Die Akkumulation wird schrittweise durch ein dynamisches System wieder aufgeladen, sind die Geologen überzeugt – nature.com: Characterization of the spontaneously recharging natural hydrogen reservoirs of Bourakebougou in Mali. ▲
[30] wikipedia.org: Primordiales Nuklid. ▲
[31] (GE): „Da der weltweite Bedarf an Wasserstoff bis zum Jahr 2050 voraussichtlich etwa 530 Mio. t pro Jahr erreichen wird, würde die Produktion des gesamten jährlich im Untergrund der Erde erzeugten Wasserstoffs wahrscheinlich nur einen kleinen Bruchteil des benötigten Angebots ausmachen.“ ▲
[32] (GE) und: F. Osselin, C. Soulaine, C. Fauguerolles, E. C. Gaucher, B. Scaillet, M. Pichavant, Orange hydrogen is the new green. Nat. Geosci. 15, 765–769 (2022). ▲
[33] fau.de: Natürlicher Wasserstoff – der verborgene Schatz im Untergrund. (GE): „Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass wasserstoffreiches Gas aus dem Sonnennebel während der frühen Planetenakkretion in die Erde eingebaut wurde.“ ▲
[34] (GE): „[Das] Ausmaß des Wasserstoffreservoirs [kann] im tiefen Erdinneren recht groß sein, und selbst ein kleiner Teil, der in die Kruste entweicht, könnte eine wesentliche Quelle für Krustenansammlungen darstellen.“ ▲
[35] edition.cnn.com: They went hunting for fossil fuels. What they found could help save the world. ▲
[36] Mehr als 30 verschiedene Prozesse hat man „in Verdacht“: A. V. Milkov, Molecular hydrogen in surface and subsurface natural gases: Abundance, origins and ideas for deliberate exploration. Earth Sci. Rev. 230, 104063 (2022). (GE): Erzeugung erheblicher Mengen Wasserstoff aufgrund „Reduzierung von Wasser durch eisenreiche Mineralien in gebänderten Eisenformationen“ und „organisch reiche Gesteine mit hoher thermischer Reife“. ▲
[37] Bekannt sind Anreicherungen unter neoproterozoischem Kopfkarbonat (Deckschicht) in porösen Sandsteinfelsen – nature.com: Characterization of the spontaneously recharging natural hydrogen reservoirs of Bourakebougou in Mali. ▲
[38] Bei Pflanzen bewirken die Kapillarkräfte, dass Wasser bis zu den Blättern hochsteigt. Die Gesteinsporen sind jedoch sehr klein (<10 Mikrometer), die Oberfläche ist im Verhältnis zum Volumen riesig. Daher wirkt die Adhäsion hier wie ein "Kleber". Die Stärke der Kapillarwirkung hängt vom Radius der Poren ab: h = (2*y*cos(w)/(p*g*r). ℎ: Höhe des Flüssigkeitsaufstiegs, 𝛾: Oberflächenspannung, w: Benetzungswinkel, 𝜌: Dichte der Flüssigkeit, 𝑔: Erdbeschleunigung, 𝑟: Radius der Pore - ak-thermophysik.de: Zusammenhänge zwischen der Benetzung poröser Medien und ihrer Volumenänderung, geo.fu-berlin.de: Porosität und Permeabilität in natürlichen Gesteinen. ▲
[39] (GE). ➥ Energie einfach aus der Luft – endlich! ▲
[40] h2-news.de: Weißer Wasserstoff: Weltweit größtes Vorkommen in Albanien entdeckt. ▲
[41] techfortomorrow.de: Natürlicher Wasserstoff – Die Revolution der Energieversorgung? dvgw.de: Weißer Wasserstoff – Natürlich im geologischen Untergrund vorkommender molekularer Wasserstoff, S. 7: Abbildung links. ▲
[42] fau.de: Natürlicher Wasserstoff – der verborgene Schatz im Untergrund. ▲
[43] usinenouvelle.com: Comment Hydroma a lancé la vague de l’hydrogène blanc depuis un village malien. ▲
[44] nora.nerc.ac.uk: Review of the UK’s geological potential for the generation and accumulation of natural hydrogen by British Geological Survey. ▲
[45] ingenieur.de: Goldgräberstimmung – Auf der Suche nach verstecktem Wasserstoff in der Erde, sciencedirect.com: Deuterium content of water vapour and hydrogen in volcanic gas at Surtsey, Iceland. ▲
[46] hnatworldsummit.com: Natural hydrogen in Poland: from geological ideas to exploration licensing. ▲
[47] derstandard.de: Wie vielversprechend ist weißer Wasserstoff? ▲
[48] edition.cnn.com: They went hunting for fossil fuels. What they found could help save the world. ▲
[49] independent.co.uk: The hunt for ‘holy grail’ of clean energy buried beneath the ground. ▲
[50] iee.fraunhofer.de: Forschungsprojekt HyAfrica. ▲
[51] Hier bohrt die Natural Hydrogen Energy LLC. Die Firma wurde von dem Ukrainer Viacheslav Zgonnik gegründet, 2019 ein erstes Mal gebohrt, nahe Geneva – independent.co.uk: The hunt for ‘holy grail’ of clean energy buried beneath the ground. ▲
[52] edition.cnn.com: They went hunting for fossil fuels. What they found could help save the world. ▲
[53] independent.co.uk: The hunt for ‘holy grail’ of clean energy buried beneath the ground. ▲
[54] finanznachrichten.de: MAX Power arbeitet bei der erstmaligen Erschließung eines Vorkommens von Natürlichem Wasserstoff in Kanada mit einem der führenden Bohrunternehmen zusammen, hydrogen-central.com: MAX Power Begins Historic Drilling of Canada’s First-Ever Natural Hydrogen Well. ▲
[55] hnatworldsummit.com: Uruguay’s strategy for natural hydrogen: A new frontier in clean energy development. ▲
[56] hnatworldsummit.com: Native Hydrogen Exploration, Developement and Utilization in the Philippines – Regulatory and Fiscal Framework. ▲
[57] sciencedirect.com: Hydrogen generation from mantle source rocks in Oman. ▲
[58] swp-berlin.org: Russland im globalen Wasserstoff-Wettlauf. ▲
[59] h2-news.de: Weißer Wasserstoff: Hochreines Vorkommen in Australien entdeckt. ▲
[60] sciencedirect.com: Present day serpentinization in New Caledonia, Oman and Yugoslavia. ▲
[61] 1 × 105 Mt von ~5,6 × 106 Mt insgesamt – (GE), abstract. Auch nach agentur-zukunft.eu: Stein der Weisen? Weißer Wasserstoff auf dem Vormarsch, abstract. ▲
[62] (GE), abstract: ~1,4 × 1016 MJ gegenüber ~8,4 × 1015 MJ. ▲
[63] agentur-zukunft.eu: Stein der Weisen? Weißer Wasserstoff auf dem Vormarsch. ▲
[64] edition.cnn.com: They went hunting for fossil fuels. What they found could help save the world. ▲
[65] ebda. ▲
[66] derstandard.de: Wie vielversprechend ist weißer Wasserstoff? ▲
[67] science.org: A deep reservoir for hydrogen drives intense degassing in the Bulqizë ophiolite. ▲
[68] independent.co.uk: The hunt for ‘holy grail’ of clean energy buried beneath the ground. ▲
[69] hnatworldsummit.com: H2Au. ▲
[70] earthobservatory.nasa.gov: Circular Depressions Seep Hydrogen Gas. Ob Feenkreise aber immer eindeutig auf Wasserstoff hindeuten, ist nicht sicher: Y. Naudé, M. W. van Rooyen, E. R. Rohwer: Evidence for a geochemical origin of the mysterious circles in the Pro-Namib desert. In: Journal of Arid Environments. Band 75, Nr. 5, 1. Mai 2011, ISSN 0140-1963, S. 446–456, doi:10.1016/j.jaridenv.2010.12.018 – sciencedirect.com: Evidence for a geochemical origin of the mysterious circles in the Pro-Namib desert. Demgegenüber aber: Walter R. Tschinkel: Experiments Testing the Causes of Namibian Fairy Circles. In: PLOS ONE. Band 10, Nr. 10, 28. Oktober 2015, ISSN 1932-6203, S. e0140099, doi:10.1371/journal.pone.0140099, PMID 26510015, PMC 4625006 – journals.plos.org: Experiments Testing the Causes of Namibian Fairy Circles. ▲
[71] (BL). ▲
[72] independent.co.uk: The hunt for ‘holy grail’ of clean energy buried beneath the ground. ▲
[73] Membrantrennung ist weniger energieaufwendig als Druckwechsel-Adsorption und nutzt halbdurchlässige Membranen, die bestimmte Moleküle durchlassen und andere zurückhalten – quasi wie ein molekulares Sieb. ▲
[74] Druckwechseladsorption (PSA) trennt Gase, indem sie sich unter Druck an porösen Materialien anlagern und bei Druckabsenkung wieder freigesetzt werden – wikipedia.org: Druckwechsel-Adsorption. ▲
[75] (BL), usinenouvelle.com: Comment Hydroma a lancé la vague de l’hydrogène blanc depuis un village malien. ▲
[76] derstandard.de: Wie vielversprechend ist weißer Wasserstoff? und edition.cnn.com: They went hunting for fossil fuels. What they found could help save the world. ▲
[77] independent.co.uk: The hunt for ‘holy grail’ of clean energy buried beneath the ground. ▲
[78] Die H2-Produktion ist seit 2008 um etwa ein Drittel zurückgegangen – de.statista.com: Produktion von Wasserstoff in Deutschland in den Jahren von 2008 bis 2024. Wie stark die Wasserstoff-Wirtschaft eingebrochen ist, zeigen die Jahreszahlen der Wasserstoff-Tochter von ThyssenKrupp, Nucera, für 2025 gegenüber dem Vorjahr: „Besonders deutlich ist der Rückgang im Kerngeschäft mit grünem Wasserstoff, wo die Bestellungen regelrecht einbrachen – von 356 Millionen auf nur noch 26 Millionen Euro“ – boersennews.de: Wasserstoff-Hoffnung zerplatzt. ▲
[79] Der Stahlhersteller ArcelorMittal hat im Juni 2025 seine Pläne für grünen Stahl mit Wasserstoff in Deutschland gestoppt. Die Werke in Bremen und Eisenhüttenstadt werden nicht wie geplant auf eine klimaneutrale Produktion umgestellt. Grund sind fehlender grüner Wasserstoff, hohe Strompreise und mangelnde Wirtschaftlichkeit, trotz zugesagter Fördermittel von über 1 Milliarde Euro – Stahlindustrie – ArcelorMittal kippt Pläne für grünen Stahl. ▲
[80] Immerhin soll ein Teil dieser neuen Kraftwerke umrüstbar auf Wasserstoff sein. Von den bis 2026 vorgesehenen 8 GW sollen 2 GW technologieoffen sein (verschiedene Energieträger möglich) und 2 GW direkt wasserstofffähig. Die restlichen Kapazitäten werden als klassische Erdgas-Kraftwerke ausgeschrieben – mit der Pflicht zur späteren Umrüstbarkeit, aber nicht sofort für Wasserstoff ausgelegt – sonnenseite.com: DUH zur Einigung über neue Gaskraftwerke: „Schlappe für Katherina Reiche, aber kein Grund zum Feiern“. ▲
[81] (TT). Vortrag und Führung im Max-Planck-Institut (Greifswald) am 17. Januar 2025, ca. 13-15:30 Uhr, durch Doktorand (Dr. rer.nat.) Timo Thun. ▲
[82] Methan oder auch Kohlenmonoxid (CO) werden vor allem durch Hydroxyl-Radikale abgebaut, die natürlich durch die Wirkung von UV-Licht auf Ozon O3Peroxy-Radikale – „Waschmittel“ der Atmosphäre. Wasserstoff tritt in Konkurrenz zu Methan und baut die OH-Gruppen ab: H2 + 2 OH => 2 H2O. Ferner: derstandard.de: , wikipedia.org: Wasserstoff: H2 verstärkt den Treibhauseffekt anderer Gase um den Faktor 12. ▲
[83] techfortomorrow.de: Natürlicher Wasserstoff – Die Revolution der Energieversorgung? ▲
[84] In einer E-Mail teilte Pressesprecher Johannes Rützel von K+S dazu mit: „Unseres Wissens nach wird dieses Vorkommen nicht genutzt, uns liegen dazu keine Daten vor und eine Nutzung ist auch nicht geplant.“ Möglicherweise fehlen gesetzliche Rahmenbedingungen, Förderprogramme, Industrieinteressen. Was andere dagegen machen, mining.onhym.com: H-NAT 2025. ▲
[85] Dieter Franke & BGR-Team: Weißer Wasserstoff – Natürlich im geologischen Untergrund vorkommender molekularer Wasserstoff, S. 15 – Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, 16. Mai 2024. ▲
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GZW.5 Model predictions of global geologic hydrogen resources via ScienceAdvances. Bearb. von Mirke (Übersetzung, Farbhintergründe), 15.11.2025. ▲
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GZW.7 Links: Murray Becker/Associated Press 6. Mai 1937 via Wikimedia Commons, 10.11.2025. Rechts: Mirke, 17.01.2025. ▲
GZW.8 statista research department via statista, 20.11.2025. ▲










