Kernfusion: Abschied von Illusionen

Kernfusion: Abschied von Illusionen

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird geforscht, wie man einen Fusionsreaktor bauen könnte. Aus einer einfachen Idee entstand eine ungeheuer komplexe Technologie, an der tausende von Wissenschaftlern weltweit arbeiten. Leider sind über diese Art der Energiegewinnung viele Irrtümer verbreitet. Erst im Januar sagte der heutige Bundeskanzler Friedrich Merz wiederholt, Windenergie sei eine Übergangstechnologie, wohingegen der Kernfusion die Zukunft gehöre. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) kündigte 2023 Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro für die kommenden fünf Jahre an [1]. Im folgenden einige Argumente, die das Szenario einer baldigen Kernfusions-Ära zweifelhaft erscheinen lassen.

Die Hintergründe dazu finden Sie in den Beiträgen:
➥ Ist Kernfusion die Lösung? Teil I: Brennstoffe und Strahlung
➥ Ist Kernfusion die Lösung? Teil II: Plasma, Energie und Sicherheit.

Fünf Arten der Strahlung

Der strahlungsfreie Fusionsreaktor ist eine Illusion. Im Betrieb werden teils erhebliche Mengen an Neutronenstrahlung, Alpha-, Beta- und Gammastrahlung sowie Röntgenstrahlung frei.

Materialschäden

Die Strahlung verursacht Materialschäden, gegen die es trotz jahrzehntelanger Forschung noch kein Rezept gibt. Lösungen sind ausgesprochen teuer und wartungsintensiv. Reaktoren „halten“ möglicherweise nur wenige Jahre.

Radioaktiver Müll

Aufgrund der intensiven Strahlung werden Bauteile des Reaktors „aktiviert“, damit unzuverlässig und radioaktiv. Diese Bauteile müssen alle 2-3 Jahre ausgetauscht und als radioaktiver Müll für viele Jahre sicher gelagert werden.

Tritium und Lithium-6: Teuer und gefährlich

Dass Brennstoff für Fusionsreaktoren endlos zur Verfügung steht, ist eine Illusion. Tritium ist äußerst selten, damit teuer und außerdem gefährlich. Zum Erbrüten von Tritium wird Lithium-6 benötigt, das knapp und teuer ist und für Akkus gebraucht wird – abgesehen von der Problematik bei der Gewinnung, dem Transport und der Lagerung des Alkalimetalls.

Tritium für H-Bomben

Fusionsreaktoren bieten eine Verzahnung mit dem Militär der Supermächte. Das in den Reaktoren erbrütete Tritium kann für den Bau und den Unterhalt von H-Bomben genutzt werden.

Komplex, wartungsanfällig, teuer

Die Technik eines Fusionsreaktors ist äußerst komplex, wartungs- und störanfällig und damit teuer.

Nicht klimaneutral

Fusionsreaktoren führen – wie Kernreaktoren – der Atmosphäre zusätzliche Energie zu, die zur Erhitzung beiträgt. Fusionsreaktoren sind somit nicht klimaneutral. Auch wenn diese zusätzliche Wärmeenergie im globalen Durchschnitt relativ gering ist, kann sie lokal und in der Summe negative Auswirkungen haben (Flußwasser, Atmosphäre).

Teurer Strom

Die Kosten für Strom aus Fusionsreaktoren werden gern schöngerechnet. Neben den Bau- und Betriebskosten führen erhebliche Wartungs- und Materialkosten, Kosten für Reparaturen und Entsorgung der radioaktiv gewordenen Bauteile zu erheblichen Preisen. Mit ca. 30ct/KWh würde Fusionsstrom der bei weitem teuerste Strom [2]. Forschungs- und Entwicklungskosten sowie die Kosten für die Lagerung der Strahlungsabfälle sind hier noch nicht einkalkuliert.


74 Aufrufe – LDS: 21.05.2025


Fußnoten

[1] n-tv.de: Potenziell unendliche Energie – Brechen mit der Kernfusion „goldene Zeiten“ an?

[2] Experten gehen von 20 bis 36 Cent pro kWh aus, die jahrzehntelangen Forschungs- und Entwicklungskosten sind dabei nicht einkalkuliert – diese trägt der Steuerzahler. bundestag.de: Wissenschaftliche Dienste, Sachstand, Einzelfragen zur Kernfusionsforschung, Kosten und Programme


Beitragsbild: AstroGraphix_Visuals via Pixabay, 21.05.2025.


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