Hitze macht Kartoffeln klein

Hitze macht Kartoffeln klein

Berlin, 1. Dezember 2024. Der Klimawandel lässt uns nicht nur im Sommer immer mehr schwitzen und bringt Starkregen, Überschwemmungen, Trockenzeiten und Waldbrände. Er gefährdet auch unsere Nah­rungs­versorgung. Der Molekularbiologe Li Jieping führte mit seinem Wissenschaftlerteam im Nordwesten Pekings eine entsprechende Studie mit Kartoffeln durch. Diese wurden in einer begehbaren Kammer bei 3 Grad höheren Temperaturen gezogen, das Ergebnis: Sie wogen im Durchschnitt nur noch 136 Gramm – statt etwa 300 Gramm wie heute. Mit dieser höheren Durchschnittstemperatur ist spätestens zum Ende des Jahrhunderts zu rechnen, wenn wir nicht radikal mehr gegen Klimagase wie Kohlendioxid oder Methan in der Atmosphäre unternehmen.

Meist unbekannt ist, dass die Volksrepublik der weltweit größte Kartoffelproduzent ist. Seit Jahren essen Chinesen mehr Kartoffeln als Reis. In einer dreijährigen Forschungsarbeit werden am Internationalen Kartoffelzentrum in Peking (CIP) die Auswirkungen höherer Temperaturen erforscht. Das in der Zeitschrift Climate Smart Agriculture veröffentlichte Zwischenergebnis bestätigt: Die Ernte wird geringer ausfallen, die Kartoffeln werden kleiner und Krankheiten drohen. Die Pflanzen wachsen zwar zunächst schneller, bilden aber weniger Knollen und verringern die Ernte um mehr als die Hälfte. Schon jetzt tauchen aufgrund der unberechenbaren Starkregen-Ereignisse neue Stämme der berüchtigten Kraut- und Knollenfäule auf, die resistenter sind. Daher versucht das Zentrum mit Hauptsitz in Lima (Peru), neue Sorten zu züchten, die hitze- und fäulebeständiger wären. Vielversprechend erscheinen die relativ trockenheits- und hitzetoleranten neuen Kartoffelsorten Tacna und Unica aus Peru, die schon zwischen 2006 und 2011 in China eingeführt wurden und hierzulande noch unbekannt sind. Auch in Kenia und Tadschikistan setzt man auf die Sorte Unica [1]. Erste Maßnahmen wären ferner, Kartoffeln früher zu setzen oder wenn möglich in höhere kühlere Lagen auszuweichen [2].

Die Studie berücksichtigt dabei nicht einmal die Folgen des höheren Kohlendioxid (CO2)-Gehalts der Atmosphäre, der ja ebenfalls erhebliche Folgen für die Lebensmittelproduktion haben wird (➥ Die Welt wird wärmer, ärmer, chaotischer). Blätter, Früchte, Samen und Körner werden künftig weniger Stickstoff enthalten, der lebenswichtig zum Aufbau von Proteinen und Enzymen, Hormonen, für Bindegewebe und Immunsystem ist. Der Blattbedarf an Phosphor steigt. Das hat negative Auswirkungen etwa auf die Backqualität bei Weizen und die Futterqualität von Klee. Bei Weizen, Reis und anderen Getreidesorten wurden bei zunehmender CO2-Konzentration niedrigere Proteingehalte und damit ein geringerer Nährwert festgestellt. Die heute handelsüblichen Kartoffelsorten werden in Zukunft also nicht nur kleiner, sondern wohl auch weniger nahrhaft sein.

13 Aufrufe – LDS: 02.12.24


Fußnoten

[1] cccap.cipotato.org: 气候变化, 成功案例 – 气候智慧型马铃薯品种. 

[2] n-tv.de: Rettung für Grundnahrungsmittel – Wissenschaftler suchen die klimaresistente Kartoffel; de.marketscreener.com: Chinesische Wissenschaftler wollen Kartoffeln klimafest machen


Beitragsbild: dimitrisvetsikas1969 @pixabay, 1.12.2024.


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